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Donnerstag, 11 Januar 2018 14:57

Was ist eine Kolonie?

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Kolonialisierung der Welt im 19. Jahrhundert Kolonialisierung der Welt im 19. Jahrhundert Roke~commonswiki (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben) lizensiert unter CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=852320

Die Bedeutung des Wortes „Kolonie“ hat sich im Laufe der Geschichte stark verändert. Vielleicht habt ihr in diesem Zusammenhang auch schon einmal den Begriff „Kolonisation“ gehört. Was es mit diesen beiden Dingen auf sich hat – und weshalb genau sich die Bedeutung der Begrifflichkeiten im Laufe der Zeit geändert haben – beantworte ich euch hier...

Den Begriff „Kolonie“ kannte man schon in der Antike, also vor mehr als 2000 Jahren. Kolonie stammt von dem lateinischen Verb „colere“, auf Deutsch „bebauen“, ab. Im eigentlichen Sinn versteht man unter einer Kolonie eine Siedlung, die von Siedlern fernab ihrer Heimat gegründet wurde. Bereits vor den alten Römern gründeten die alten Griechen häufig Kolonien, sogenannte „Apoikies“, um ihre Kultur über ihre Heimat hinaus bekannt zu machen. Doch auch Miss-Ernten und daraus folgende Hungersnöte unter der Bevölkerung, Streitigkeiten, oder bloße Abenteuerlust veranlassten die Griechen, ihre "alten" Städte zu verlassen, um sich im gesamten Mittelmeerraum auszubreiten.

Die Gründung von Kolonien wird häufig als „Kolonisation“ bezeichnet (weshalb dieser Begriff heutzutage zunehmend vermieden wird, erkläre ich euch weiter unten). Die so entstandenen "Tochterstädte" in den Kolonien waren zwar selbstbestimmt, jedoch verbanden sie noch Sprache, Kultur und Handel mit ihren "Mutterstädten" in den ursprünglichen Siedlungsgebieten. Die meisten griechischen Kolonisationen fanden im 11.-10. Jahrhundert v.Chr. (Ionische Kolonisation) und im 8.-6. Jahrhundert v.Chr. (Große Kolonisation) statt. Die alten Römer vollzogen ihre Kolonialisierung in ihrer Frühzeit relativ ähnlich, jedoch verlor die Kolonisation mit dem rasanten Wachstum des Römischen Reiches immer mehr an Bedeutung. Aus dem Mittelalter ist vor allem die "Deutsche Ostsiedlung" bekannt, bei der im Hochmittelalter zahllose Bauern aus dem Heiligen Römischen Reich in Osteuropa siedelten.

Die Wandlung der Bedeutung von Kolonien

In der Neuzeit wandelte sich die Bedeutung von Kolonien drastisch. Die antike Bedeutung von unabhängigen Städten, die sich von ihrer Heimat lossagten, wich seit dem späten 15. Jahrhundert einer gewalttätigen und menschenverachtenden Praktik. Während die antike Kolonialisierung friedlich vonstatten ging, kostete die "moderne" Kolonialisierung zahllosen Menschen das Leben. Mit der Entdeckung der "Neuen Welt", also Nordamerika, begann ein Wettlauf europäischer Länder, um die Vormachtstellung in den vorher unbekannten Gebieten. Solche Länder, welche die Vormachtstellung in diesen neuen Gebieten beanspruchten, waren Spanien und Portugal, und später auch Großbritannien und Frankreich. Die Kolonie in der Neuzeit ist also als ein auswärtiges Gebiet eines Staates (Kolonialmacht) ohne eigene politische und wirtschaftliche Macht zu bezeichnen.

Dieser Prozess der "neuen" Kolonialisierung wird heute häufig, als Abgrenzung zur Antiken "Kolonisation" als "Kolonialismus" bezeichnet. In Folge dieses Kolonialismus wurde von den europäischen Kolonialisten bereits besiedeltes Gebiet in Nord- und Südamerika, Afrika und auch in Asien für sich beansprucht und gewaltsam, oftmals mit der Vernichtung ganzer Stämme und Völker, vereinnahmt. Im Mittelpunkt standen dabei der Gewinn und der Handel von Rohstoffen. Die dort beheimatete Bevölkerung wurde versklavt und ausgebeutet. All das führte zum Zuwachs von Macht und Reichtum der Kolonialisten.

Kolonialismus erreichte im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert erreichte der Kolonialismus mit der Kolonisation Afrikas seinen Höhepunkt. Neben Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal bemühten sich nun auch das Deutsche Kaiserreich, Italien und Belgien um afrikanische Gebiete, um diese Gebiete als Kolonien zu beanspruchen und auszubeuten. Nahezu jedes europäische Land beteiligte sich so an diesem "Wettlauf um Afrika". Binnen kürzester Zeit (zwischen 1875 und 1914) gab es auf dem gesamten afrikanischen Kontinent nur noch zwei Gebiete, die nicht unter Fremdherrschaft standen: Äthiopien und Liberia.

Neben den bereits genannten Motiven kamen zunehmend auch nationale und rassistische Überlegenheitsgedanken (Rassismus) und imperialistische Bestrebungen ins Spiel. Der Erste Weltkrieg (1914-1918) brachte aber einen ersten Einschnitt in der Entwicklung des Kolonialismus. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden immer mehr Kolonien unabhängig. Das Ende der Kolonialzeit ist jedoch trotzdem noch nicht besonders lange her, denn mit der britischen Kolonie Hongkong (1997) und der portugiesischen Kolonie Macau (1999) wurden erst vor wenigen Jahren die letzten Kolonien unabhängig von ihren einstigen "Fremdherrschern".

Gelesen 2735 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 11 Januar 2018 17:09

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